Digital für andere da sein – So gelingt die digitale Patenschaft
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Gute Beispiele
In einem Patenschaftsprojekt geht es darum, andere zu unterstützen, sie zu stärken und gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen. Patenschaften leben von regelmäßigen Treffen. Manche, die Lust auf eine Patenschaft hätten, fragen sich aber, ob sie das zeitlich schaffen. Doch was, wenn man sein Wohnzimmer dafür gar nicht verlassen müsste? Das geht! Das Projekt Berufspatenschaften.digital der Freiwilligen-Agentur Halle zeigt: Patenschaften funktionieren auch digital sehr gut.
Im Projekt „Berufspatenschaften.digital“ begleiten ehrenamtliche Berufspat:innen Menschen bei der Arbeitssuche – insbesondere Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund. Die Pat:innen verabreden sich online mit ihren Mentees (so nennt man die Personen, die von Pat:innen oder Mentor:innen betreut werden) und helfen ihnen dabei, passende Stellen zu finden, Bewerbungen zu schreiben oder üben mit ihnen Bewerbungsgespräche.
Natürlich kann es anfangs ungewohnt sein, sich nicht persönlich zu treffen, sondern nur per Videokonferenz zu sehen. So ging es auch der Berufspatin Grit Gardelegen und ihrem Mentee Nadja Karimi (Name geändert) aus Afghanistan. Sie haben sich über Zoom kennengelernt und anfangs ein bisschen Zeit gebraucht, um warm miteinander zu werden. Sobald die ersten technischen Schwierigkeiten gemeistert waren, war aber klar, dass die digitalen Treffen viel Zeit sparen – und genauso motivierend sind wie Treffen ohne Bildschirm.
Regelmäßiger Kontakt tut gut
Marina Zubchenko-Fritzsche, Leiterin des Projekts, weiß, worauf es bei den Tandem-Treffen ankommt. Hilfreich sei, ein gemeinsames Ziel festzulegen, zum Beispiel: „Wir üben heute ein Vorstellungsgespräch.“ Damit die digitalen Treffen gelingen, braucht es natürlich Zugang zum Internet und ein wenig digitales Know-how – bei Bedarf gibt es dazu im Projekt auch Tipps und Hilfe.
Zwischen den Treffen tut regelmäßiger Kontakt gut. Dank E-Mail, Messenger oder SMS können sich Pat:in und Mentee unkompliziert austauschen – das hilft sehr dabei, eine Beziehung aufzubauen. Auch Grit Gardelegen und Nadja Karimi sind regelmäßig per E-Mail in Kontakt. Und auch sonst bringen die digitalen Möglichkeiten einige Vorteile mit sich, wie Gardelegen berichtet:
„Auf jeden Fall bieten digitale Medien eine gute Möglichkeit […] besser in Kontakt zu bleiben. […] Wir nutzen die digitalen Medien für „Hausaufgaben“ während der Wartezeit mit dem Ziel, die beruflichen Skills weiterzuentwickeln und die deutsche Sprache zu üben. Weiterhin bringen wir alles für das Bewerbungsverfahren auf den Weg und mein Schützling recherchiert im Netz zusammen mit mir nach geeigneten Praktikumsstellen und später auch Stellenausschreibungen.“
Sowohl analog als auch digital gilt nach ihrer Erfahrung für erfolgreiche Patenschaften vor allem eins:
„Man darf den Faden nicht verlieren und auch nicht den Kontakt zueinander – eine engmaschige Betreuung ist sehr wichtig, gerade am Anfang. Man muss Vertrauen aufbauen, Ideen gemeinsam entwickeln und überzeugt an die Sache gehen – sonst wird das nichts!“
Digital und analog gehören zusammen
Letztendlich unterscheiden sich digitale Patenschaften gar nicht so sehr von analogen, denn beide beruhen auf einem Vertrauensverhältnis, das durch regelmäßigen Kontakt aufgebaut werden kann. Zugegebenermaßen ist es per Videobildschirm schwieriger, anfangs das Eis zu brechen. Wenn die Möglichkeit besteht, ist es deshalb ratsam, sich auch mal persönlich zu treffen. Denn digital und analog schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich sehr gut. Digitale Tools erleichtern die Kommunikation, gerade in Pandemiezeiten, und bieten vor allem zeitliche Flexibilität. Bei analogen Treffen können mögliche Sprachbarrieren eventuell eher überwunden werden, denn hier lässt sich leichter mit Händen, Füßen und Mimik kommunizieren.
Jede Patenschaft ist einzigartig, deshalb sollten Pat:in und Mentee gemeinsam herausfinden, was am besten zu ihnen passt. Manche freuen sich, ein Bewerbungsgespräch aus den vertrauten vier Wänden üben zu können, andere wollen sich auch mal ohne Bildschirm sehen. Die richtige Balance zwischen digital und analog zu finden, ist nicht immer leicht und Mut, Neugierde und Offenheit können dabei sicher nicht schaden. Wenn das gegeben ist, kann die digitale Patenschaft aber für beide Seiten sehr bereichernd sein – und damit auch die ersehnte Jobzusage näher rücken.
Können auch Sie sich vorstellen, bei dem Projekt „Berufspatenschaften.digital“ mitzumachen? Dann melden Sie sich einfach bei der Projektleiterin Marina Zubchenko-Fritzsche - die Kontaktdaten finden Sie oben rechts in der Kontaktbox.
Weitere Möglichkeiten, digital Pat:in zu werden, finden Sie hier in unserem Engagementfinder!