Digital oder analog? Bei einer Wheelmap-Aktion geht beides.

Vier Frauen bei einer Wheelmap-Aktion, eine davon im Rollstuhl

Beim diesjährigen Freiwilligentag in Halle konnten Freiwillige bei einer von insgesamt 63 Engagementaktionen mitmachen – so auch bei unserer Wheelmap-Aktion.  Wheelmap?!: Wir wollten gemeinsam erkunden, wie rollstuhlgerecht Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und Lokale in Halle sind und die Ergebnisse auf der Online-Karte www.wheelmap.org festhalten.

Das geht von unterwegs ganz einfach über die Wheelmap-App, aber auch hinterher „klassisch“ am PC oder Laptop. Die stehen umgehend allen Nutzer:innen weltweit online auf der Map zur Verfügung. Für Rollstuhlfahrer:innen eine große Hilfe bei der Planung aller Wege und Ausflüge, gerade dort, wo man sich noch nicht auskennt.

Los geht‘s

Das erklärte Ziel unserer Wheelmap-Aktion an diesem sonnigen Samstag war es also, neue (und bekannte) Wege zu erkunden und zu bewerten, aber mit Blick durch eine andere Brille. Zu neunt - Rollstuhlfahrer:innen und Fußgänger:innen gemischt – machte sich unser kleiner Trupp auf, die hallesche Innenstadt auf Barrierefreiheit hin zu inspizieren.

Aufgeteilt in zwei Grüppchen bewegten wir uns vom Treffpunkt aus links und rechts auf den Fußwegen entlang einer halleschen Hauptstraße vorwärts. Ausgestattet mit Handy, Zollstock, Klemmbrett, Papier und Stift konnte es losgehen.

Eine Frau im Rollstuhl und eine Frau die hinter ihr steht

Das Runde muss durchs Eckige?

Das Vorgehen war dabei meist das gleiche: es wurde geschaut, ob und wie Mensch mit dem Rollstuhl in ein Geschäft bzw. einen Laden oder Restaurant hineinkommt und wie er sich darin bewegen kann. Ebenfalls zählte, ob eine Toilette für Rollstuhlfahrer:innen vorhanden ist. 

Die Bewertung erfolgte dabei in der App nach dem einfachen Ampelsystem grün, gelb, rot. Rollstuhlgerecht oder nicht? Das wurde entweder direkt im Handy in der App eingetragen oder auf Papier gesammelt, um es später zu digitalisieren.

Du kommst hier nicht rein...

Bei unseren Tests zeigte sich oft bereits an der Eingangstür, ob man mit dem Rollstuhl überhaupt hineinkommt. War die Tür zu schmal und eine Schwelle zu hoch, bekam das Geschäft oder das Lokal bereits „rot“. Viele der Laden-Besitzer:innen, denen wir uns und unser Vorhaben vorstellten, waren von unseren negativen Ergebnissen selbst überrascht und bedauerten, dass durch die baulichen Gegebenheiten Menschen mit Behinderung der Zugang nicht möglich ist. Geschäfte, bei denen nur eine Stufe die unüberwindliche Hürde darstellte, haben von uns Informationen zur Anschaffung einer Rampe bekommen.

Auch die Fußgänger:innen unter uns hatten schon nach wenigen Geschäften ein Aha-Erlebnis:

„Ich habe mir nie richtig Gedanken darüber gemacht, dass es für Rollstuhlfahrer:innen so schwierig ist, in einen Laden zu kommen, um einzukaufen. Man wird ja richtig ausgeschlossen!“

meinte Renate (51).

Erkenntnisse

Nach dem Energie-Auftanken am Eisladen arbeiteten wir uns noch ein paar Querstraßen vor, dann zogen wir Bilanz. Das Ergebnis war leider unerwartet unerfreulich – nur wenige Geschäfte waren für Rollstuhlfahrer:innen zugänglich, alle anderen auf unserer Route leider nicht.

Dennoch hat sich die Aktion gelohnt – nicht nur den „Fußgänger:innen“ unter uns, sondern auch den Geschäftsinhaber:innen stand deutlich vor Augen, womit Menschen tagtäglich konfrontiert sind, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Außerdem hatten alle Freiwilligen sichtlich Freude an der gemeinsamen Aktion, dem Austausch untereinander und dass sie damit einen hilfreichen Beitrag für Rollstuhlnutzer:innen leisten konnten. So auch Anne, Studentin (23):

„Ich fand die Aktion super aufschlussreich! Man sieht Stufen und Hindernisse plötzlich mit ganz anderen Augen. Und Spaß gemacht hat es auch. Nächstes Mal möchte ich wieder mitmachen.“

Auch Elisabeth, die seit ihrer frühen Jugend einen Rollstuhl nutzt, war angetan:

„Ich finde es wichtig und hab heute gemerkt, dass sich Nicht-Rollifahrer:innen für das Thema interessieren. Barrierefreiheit sollte immer und überall mitgedacht und geplant werden! Und wenn sich Menschen versuchen, in unsere Situation hineinzuversetzen, gelingt das hoffentlich auch immer mehr.“

Anne nickt. Beide haben sich bereit erklärt, die noch nicht eingetippten Ergebnisse der Tour im Nachgang auf der Wheelmap-Seite online einzutragen. „Das geht doch super von zu Hause aus und ist gerade für Rollifahrer:innen eine gute Gelegenheit mitzumachen“, so Elisabeth.

Einfach, inklusiv und digital: Bei der Wheelmap tragen viele Beteiligte zu einem großen Ganzen bei – ob von unterwegs oder am PC zu Hause.

Mehr dieser Engagements finden Sie auch auf unserer Seite unter https://gutes-geht.digital/engagementfinder

Weitere Informationen

Sie möchten in Ihrer Stadt auch eine Wheelmap-Aktion starten und haben Fragen dazu?

Hier finden Sie alle Informationen: www.wheelmap.org.

Gerne können Sie sich auch an uns wenden: