Ein Herz für lokale Künster:innen – Elisa, Saskia und ihr Team bieten der Magdeburger Kulturszene eine digitale Bühne
Unter:
Gute Beispiele
Zwei Jahre Corona hat vielen Kulturschaffenden heftig zugesetzt. Für die Journalismus-Studentinnen Elisa Raßmus (27) und Saskia Lohöfer (24) und ihre Kommilitoninnen Morwenna Lehmann und Veronika Reinhold war das ein Anlass, ein digitales Format zu entwickeln, um lokale Künstler:innen hör- und sichtbar zu machen. Mit ihrem Podcast localHeARTs Magdeburg und dem dazugehörigen TikTok-Kanal haben sie eine Bühne geschaffen, die auch unter Pandemiebedingungen ihr Publikum findet.
Entstanden ist die Idee in einem Uniseminar an der Hochschule Magdeburg-Stendal, in dem sie neue Formate entwickeln sollten. Für die vier Studentinnen war schnell klar: Ihr Herz schlägt für Kunst und Kultur. Nach mehreren Corona-Semestern und einer geplatzten Bewerbung Magdeburgs für die Europäische Kulturhauptstadt 2025 fragten sie sich, wie es um die Kulturszene ihrer Studienstadt bestellt ist. In dem Podcast localHeARTS interviewen sie Künstler:innen aller Richtungen von Graffiti über Musik bis Theater. Auf ihrem TikTok-Kanal gibt es die Kunst dann auch zum Anschauen. Das Projekt machte der Gruppe so viel Spaß, dass sie auch nach dem Ende der Univeranstaltung dranblieben – und jetzt in ihrer Freizeit auf den Kanälen zeigen, was in Magdeburg kulturell los ist.
Warum habt ihr euch genau für diese beiden Kanäle entschieden?
Elisa: Podcast als Kanal war schnell für uns klar. TikTok hat sich ergeben, weil wir alle noch nicht so viel damit gearbeitet hatten und das mal ausprobieren wollten. Unsere Idee war, damit die jüngeren Zielgruppen zu erreichen und das ergänzend zu dem Podcast zu machen und die Künstler, mit denen wir im Podcast gesprochen haben, dort nochmal visuell zu zeigen.
Saskia: Wir fanden den Kanal einfach am geeignetsten, um die Leute in Action zu zeigen und nicht nur auf Fotos. Und unsere Idee war auch, dass man durch den Algorithmus auch viele Leute erreichen kann, die nicht in Magdeburg wohnen, um ihnen zu zeigen, dass es hier viele und spannende Dinge zu sehen gibt.
Hat euch euer Engagement auch mit Blick auf eure berufliche Zukunft neue Erkenntnisse und Qualifikationen gebracht?
Elisa: Wir haben auf jeden Fall Übung im Interview-Führen bekommen, weil wir uns immer auf neue Gegebenheiten und Situationen einstellen mussten. Zum Beispiel bei der Folge mit einer riesigen Hip-Hop-Gruppe. Auch im Bereich Recherche haben wir Erfahrungen gesammelt.
Saskia: Aber vor allem bei TikTok als Format haben wir gelernt. Das ist ja inzwischen auch ein richtiges journalistisches Element, das selbst die Tagesschau benutzt. Später im Berufsalltag wird so etwas dann unser täglicher Begleiter sein und da sind wir jetzt ganz gut aufgestellt. Und wir konnten natürlich auch zeigen, was wir können.
Welche einzelnen Schritte gehören denn dazu, um eine Podcast-Folge zu produzieren und wie viel Zeit habt ihr investiert?
Elisa: Eine Folge zu erstellen ist schon aufwendig, denn da gehören ja auch die Recherche und Vorbereitung der Interviews dazu. Dann ist es natürlich auch viel Organisation, zum Beispiel die Terminfindung mit den Künstler:innen. Und natürlich die Podcast-Folge aufzunehmen und zu schneiden und das TikTok-Video aufzunehmen. Das haben wir oft nebenbei gemacht, am selben Tag wie den Podcast.
Saskia: Wir waren zwischen ein bis vier Stunden vor Ort. Die Podcast-Folgen selbst sind schnell aufgezeichnet, aber an den TikTok-Videos haben wir lange gesessen für Nachbereitung, Auswahl des Materials und Schneiden. Bei der Folge mit der Tanztrainerin hat es sicher fünf Stunden gedauert. Und wir sind natürlich nie allein zu den Künstler:innen gefahren, sondern immer mindestens zu zweit. Der Aufwand der dahinter steckt, den man nicht sieht, ist also immens.
Was würdet ihr anderen raten, die vorhaben, ein ähnliches Projekt umzusetzen?
Saskia: Sich mit der Technik im Voraus vertraut machen und gut vor- und nachbereiten. Es wäre z.B. peinlich, wenn man vor Ort erst bemerkt, dass das Aufnahmegerät nicht funktioniert. Denn der Interviewte ist aufgeregt und man selbst natürlich auch ein bisschen. Da sollte man nicht durch wuselige Handlungen die Aufregung noch verstärken. Im Nachgang sollte man sich Programme aussuchen, die gut zu handhaben sind. Da haben wir bei TikTok einige ausprobiert.
Elisa: Einfach machen! Wenn man für ein Thema brennt, wie bei uns Kunst und Kultur in Magdeburg, dann sollte man sich einen Plan machen und einfach damit anfangen.
Interview: Sophie Leins
"Local Hearts Magdeburg" ist eins von vielen Beispielen, wie sich Jugendliche und junge Menschen in Sachsen-Anhalt digital für gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren. Wir stellen sie hier vor, um andere dafür zu begeistern.