Podcast "Menschen. Leben. Osten" - Über persönliche Geschichten ein neues Bild vom Osten zeichnen
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Gute Beispiele
Jonas (28), Paula (25) und Inken (21), haben sich in Halle (Saale) kennengelernt und hören - nicht untypisch für ihre Generation - gerne Podcasts. Im Unterschied zu den meisten anderen produzieren sie aber auch selbst einen - Menschen. Leben. Osten - ein Interview-Podcast, der seine Themen im Namen trägt. Dazu betreiben sie außerdem eine Website, auf der sie noch zusätzliche Inhalte zu den Podcast-Folgen wie zum Beispiel Fotos der jeweiligen Interview-Gäste bereitstellen, sowie eine Instagram- und einen Facebook-Seite.
Welche Relevanz hat das Thema Ostdeutschland noch für junge Leute?
Das Verhältnis von Ost und West sei für ihn immer eine interessante Frage gewesen, erzählt Jonas. In seiner Schulzeit wechselte er nach der 10. Klasse auf eine Schule in Niedersachsen, während er in Sachsen-Anhalt lebte. Für seine Idee des Interview-Podcasts über Ostdeutschland war es ihm persönlich wichtig, nicht nur die Biographien derjenigen aufzuarbeiten, die in der DDR aufgewachsen sind, sondern auch junge Leute zu fragen, welche Relevanz das Thema für sie noch hat. Ihr Anliegen mit dem Projekt sei nach wie vor, Menschen aus Ostdeutschland zu zeigen, erzählt Paula. Es würde viel und oft negativ über Ostdeutschland gesprochen, deswegen wollten sie weg von den Statistiken und lieber hin zu einem breiten Bild von den Menschen.
Der Podcast soll durch seine Reichweite auch Vorurteile abbauen
Die Idee für das Projekt entstand in einer Zeit, in der wegen Corona viele Engagements weggebrochen sind. „Und da dachte ich mir, ich will mal mein eigenes Projekt machen und hab Lust auf einen Podcast, um mich da mal auszuprobieren”, berichtet Jonas.
Er stellte schnell fest, dass es eine viel zu große Aufgabe für ihn alleine war und suchte über einen Aushang am digitalen schwarzen Brett der Uniwebsite nach Unterstützung. Die fand er in Paula und Inken. Sie teilen das generelle Interesse an der Plattform sowie dem Thema Ostdeutschland und wollten ebenso wie er mal etwas Neues ausprobieren. Ein Podcast liefert dabei die Möglichkeit, schnell und einfach überregional viele Leute zu erreichen, was ihn gegenüber analogen Interview-Formaten deutlich zugänglicher und nachhaltiger macht. Inken führt außerdem aus, dass die überregionale Reichweite helfen würde, Menschen außerhalb des Ostens zu erreichen. Das ist gerade deshalb so wichtig, weil es dadurch eine Möglichkeit bietet, Vorurteile gegenüber dem Osten abzubauen. Um die Reichweite noch weiter zu steigern und mehr Leute auf den Podcast aufmerksam zu machen, haben die drei außerdem QR-Codes an Aushänge und schwarze Bretter geklebt.
Erste Herausforderungen wurden gemeistert - auch dank digitaler Tools
Die Arbeitsweise bei der Entstehung einer Podcast-Folge ist fast ausschließlich digital. Das eigentliche Gespräch mit den Gästen findet zwar persönlich statt und das ist insbesondere Jonas auch sehr wichtig, sämtliche Absprachen und Meetings innerhalb des Teams werden aber inzwischen online getroffen bzw. abgehalten. Das ist schon allein dem Umstand geschuldet, dass Paula inzwischen in Wien lebt. Inhalte werden einfach, schnell und von überall aus über Cloudspeicher miteinander geteilt, sodass das Team flexibel und zentriert Daten sammeln und austauschen kann.
Eine kleine Herausforderung, die sie aber gerne angenommen haben, war für Inken, Paula und Jonas ein professioneller Social Media Auftritt. Bei Instagram werden hauptsächlich Fotos, Videos und Grafiken zu den Interviews geteilt sowie Einblicke zu den Künstler:innen, die die musikalische Begleitung der Interviews bieten. Inken, die vornehmlich dafür zuständig ist, war besonders dankbar für einen Workshop der Freiwilligenagentur Halle zu diesem Thema. Die Hilfsangebote der Agenturen sind eine große Erleichterung und Unterstützung. Inken merkte zu diesem Punkt aber auch an, dass die Angebote oft nicht leicht zu finden seien und man nicht wisse, wo man danach überhaupt suchen sollte. Der Überfluss an Informationen sei an dieser Stelle zu groß. Wenn man allerdings einmal in dem Netzwerk drinsteckt, dann erfährt man da auch viel Unterstützung.
Einen Platz in der Aufmerksamkeitsökonomie finden
Ohne jegliche Vorerfahrung einen eigenen Podcast zu starten, sieht von außen aus wie eine Mammutaufgabe. Selbstverständlich gab bzw. gibt es bei ihrer Art des Engagements immer wieder einige Hürden. Sei es die Tontechnik, auf die während der Aufnahme noch besser geachtet werden muss, die Aufregung vor den Interviews oder der Umgang mit einem professionellen Social Media Auftritt. Die größte Schwierigkeit liegt aber laut Jonas darin, seinen Platz in der Aufmerksamkeitsökonomie zu finden, weil es bereits so viele Podcasts gebe.
Ihr Podcast hat trotzdem seinen Platz gefunden und wird durch die zahlreichen Visionen des Teams noch viele weitere Entwicklungen durchlaufen und dabei Geschichten über Ostdeutschland erzählen.
Text: Sophie Kolbinger
"Menschen. Leben. Osten" ist eins von vielen Beispielen, wie sich Jugendliche und junge Menschen in Sachsen-Anhalt digital für gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren. Wir stellen sie hier vor, um andere dafür zu begeistern.