Von Mexiko nach Sachsen-Anhalt - Digitales Engagement überwindet Kontinente

Team Wir sehen hin

Der Verein „Wir sehen hin e. V. “ will sexualisierte Gewalt stoppen. Auf dem dazugehörigen Instagram-Kanal können Betroffene ihre Erfahrungen schildern. Mitgründerin Janina engagiert sich hier für ihre Herzensangelegenheit – und das auch vom anderen Ende der Welt.

Ein Nachmittag Ende August: Ich bin zum Zoom-Interview mit Janina Hofmann, Ko-Vorstandsvorsitzende von „Wir sehen hin e.V.“, verabredet. Während sich mein Tag in Richtung Feierabend neigt, trinkt die 26-jährige Studentin auf der anderen Zoom-Kachel gerade ihren Morgenkaffee. Bald bricht sie zu ihrer ersten Vorlesung des Tages auf. Die Mitgründerin des Magdeburger Vereins "Wir sehen hin" hat sich aus Mexiko zugeschaltet, wo sie momentan ein Auslandssemester absolviert. Doch auch, wenn Magdeburg sich für sie gerade tausende Kilometer entfernt befindet – für ihre Herzensangelegenheit setzt sie sich auch von Lateinamerika aus ein.

„Ich habe überlegt: Was kann ich denn in meinem Umfeld gegen sexualisierte Gewalt tun?“

Gemeinsam mit ihrer Freundin Lys hat Janina vor einem guten Jahr eine Online-Plattform entwickelt, auf der Betroffene ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in Magdeburg schildern können. Die Idee dazu kam der jungen Frau, weil – wieder einmal - einer Freundin etwas Schlimmes passiert war. Sie wollte die ständigen Erfahrungen mit sogenanntem „Catcalling“, anrüchigen Sprüchen und auch gewalttätigen Übergriffen nicht weiter hinnehmen, die vielen Bekannten und auch ihr selbst schon widerfahren waren.

Da kam ihr die Idee, einen Instagram-Kanal aufzubauen, auf dem Erfahrungsberichte anonym veröffentlicht werden können. So wollte sie sichtbar machen, dass sexualisierte Gewalt etwas ist, das ständig und überall - aber eben auch vor Ort in Magdeburg - passiert und gleichzeitig den Betroffenen eine Stimme verleihen. Ihre Freundin Lys, die Erfahrung mit der Betreuung von Social Media-Kanälen hatte, war von der Idee begeistert. Gemeinsam konzipierten die beiden einen ganzen Monat lang ihre Initiative und gingen dann mit dem Instagram-Kanal und einer Webseite online.

Screenshot Instagram
„Das positive Feedback trägt uns immer weiter.“

Und die Idee kam an: Das Feedback war umwerfend. Die beiden Freundinnen erhielten nicht nur sehr viele anonyme Erfahrungsberichte, sondern auch mehrere Anfragen von Menschen, die sich für das Projekt engagieren wollten. Also beschlossen sie, mit sieben Gründungsmitgliedern einen Verein zu gründen: „Wir sehen hin e.V. – sexualisierte Gewalt stoppen“ entstand Mitte 2021. Dabei war Janina überrascht, wie leicht alles ging: „Ich hatte immer Respekt davor, selbst etwas auf die Beine zu stellen, aber wenn es etwas ist, bei dem man mit dem Herzen dahintersteht und das Thema relevant ist, dann gibt es oft viele Leute, die sich freuen, dass endlich jemand die Initiative ergreift.“

Für die vielfältigen digitalen Aufgaben im Verein werden weitere Mitstreiter:innen gesucht

Und so hat sich ziemlich schnell ein Team von Ehrenamtlichen gebildet, die sich auf verschiedene Weisen im Verein engagieren. Es gibt eine grobe Aufgabenverteilung: So übernimmt Janina zum Beispiel einen Teil der Kommunikation mit Partner:innen, ist teilweise für die Finanzen verantwortlich und leitet die Teamtreffen. Andere Mitstreiter:innen sind für die Social Media-Beiträge zuständig oder organisieren Workshops.

Doch obwohl ein fester Kreis an Engagierten bei „Wir sehen hin e.V.“ dabei ist, gibt es vor allem eine Ressource, die dem Verein fehlt: Zeit! Denn die Arbeit wird komplett ehrenamtlich organisiert – neben Studium oder Jobs. „Wir bräuchten Leute mit Zeit und Expertise, z.B. bei der Erstellung von Reels, dem Videoformat von Instagram“, so Janina. Sollte der Verein weitere motivierte Menschen zur Unterstützung finden, haben Janina und ihre Mitstreiter*innen jedenfalls schon viele Ideen, wie die Initiative noch mehr Menschen erreichen könnte. Zum Beispiel durch einen Newsletter oder einen TikTok-Kanal.

Text: Sophie Leins

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Eine junge Frau mit dunklen Haaren